Workflows mit geographischen Daten können hinsichtlich der Dauer und Komplexität große Unterschiede aufweisen. Enterprise-Geodatabases unterstützen zwei Datenmanagement-Strategien, die beim Workflow einen Ausgleich zwischen Benutzern und Anwendungen schaffen, um kurze und lange Transaktionen für Daten auszuführen: Datenmanagement mit Versionen und ohne Versionen. Beim Ansatz ohne Versionen wird die Bearbeitung kurzer Transaktionen verwaltet. Der Ansatz mit Versionierung verarbeitet hingegen lange Transaktionen.
Jede Strategie, gleichgültig ob mit oder ohne Versionen, wird für jede Feature-Class bzw. jede Tabelle einzeln festgelegt. Daher können in ein und derselben Enterprise-Geodatabase beide Strategien eingesetzt werden. Das versionierte Datenmanagement wird auf drei weitere Optionen ausgedehnt: Verzweigungsversionierung, traditionelle Versionierung und Versionierung mit der Option zum Verschieben von Änderungen in die Basistabelle. Welche Strategie Sie auswählen, hängt von den Funktionen ab, die Sie im GIS benötigen, da einige Unterschiede vorliegen, welche Daten bearbeitet und welche Workflow-Typen ausgeführt werden können.
Die folgende Tabelle enthält eine Zusammenfassung der Optionen für den Bearbeitungs-Workflow, die mit diesen Dataset-Typen in einer Enterprise-Geodatabase unterstützt werden:
Dataset-Typen | Verzweigungsversionierung | Traditionelle Versionierung | Traditionelle Versionierung (Änderungen werden in Basistabelle verschoben) | Nicht versionierte Bearbeitung |
---|---|---|---|---|
Feature-Class | ||||
Tabelle | ||||
Annotation | ||||
Dimension | ||||
Beziehungsklasse | ||||
3D-Objekt-Feature-Class | ||||
Verfolgungsnetz | ||||
Versorgungsnetz | ||||
Parcel-Fabric | ||||
Topologie | ||||
Netzwerk-Dataset | ||||
Terrain-Dataset |
Hinweis:
Zusätzlich zu den oben in der Tabelle aufgeführten Dataset-Typen gibt es andere Geodatabase-Funktionen, wie zum Beispiel Replikation, Archivierung und Attributregeln, die nur mit bestimmten Geodatabase-Registrierungsdatensets funktionieren. Informationen finden Sie in diesen Themen zur jeweiligen Funktion.
Datenmanagement ohne Versionierung
Bei dieser Strategie wird nicht mit mehreren Versionen der Daten gearbeitet. Es wird das Transaktionsmodell des zugrunde liegenden DBMS verwendet. Eine Bearbeitung ohne Versionierung der Daten entspricht der Verwendung von regulären kurzen Datenbanktransaktionen.
Um Daten zu bearbeiten, klicken Sie auf dem Menüband auf die Registerkarte Bearbeiten, und führen Sie anschließend die erforderlichen Vorgänge aus, z. B. Hinzufügen, Löschen oder Verschieben von Features sowie Aktualisieren von Attributen. Ihre erste Änderung in der Editiersitzung startet die Transaktion. Die von Ihnen ausgeführten Bearbeitungsvorgänge werden jeweils als einzelne Transaktion in die Datenbank übernommen. Beim Bearbeiten nicht versionierter Daten in ArcGIS Pro wird jede Transaktion automatisch in die Datenbank übernommen. Sie müssen die Änderungen nicht speichern. Die Änderungen, die Sie vornehmen, sind für alle anderen Benutzer und Anwendungen verfügbar, die auf die Daten zugreifen, wenn die Transaktion abgeschlossen ist.
Beim Bearbeiten werden die im DBMS für die Daten definierten eindeutigen Indizes, Einschränkungen und Trigger angewendet. Das Sperrverhalten wird so angewendet, als würden Sie direkt im DBMS Datentransaktionen durchführen. Daher ist es möglich, dass sich Benutzer oder Anwendungen, die auf dieselben Daten zugreifen oder diese ändern, gegenseitig blockieren.
Hinweis:
Wenn mehrere Benutzer gleichzeitig nicht versionierte Daten bearbeiten, sollten Sie mit der Funktionsweise von Isolierungsgraden und Sperren im DBMS vertraut sein und bei Bedarf den richtigen Isolationsgrad im DBMS festlegen, bevor Sie mit ArcGIS arbeiten.
Diese Strategie ist für einfache Features geeignet (die nicht mehrere Repräsentationen der Daten in Versionen enthalten). Da für diese Strategie keine Versionen verwendet werden, ist es sowohl bei GIS-Anwendungen als auch bei anderen Anwendungen vorteilhaft, auf eine gemeinsame Datenbank zuzugreifen.
Vorteile
Vorteile des nicht versionierten Datenmanagements:
- Integrieren Sie geographische Daten in vorhandene Anwendungen, indem Sie Anwendungen von Drittanbietern (die nicht mit Esri Software erstellt wurden) erlauben, dieselben Daten wie ArcGIS-Anwendungen zu lesen und zu ändern. Beispiel: Geschäftspartner von Esri erstellen häufig Add-ons und Erweiterungsanwendungen, für die ein offener Zugriff erforderlich ist, um die im zugrunde liegenden DBMS gespeicherten Daten zu aktualisieren.
- Verwalten von Projekten mit einfachen Workflows und Bearbeitungsvorgängen. Wenn Transaktionen stets einfach und von kurzer Dauer sind, können Sie die Daten direkt ändern, ohne die Änderungen zusammenzuführen und zusätzliche für Versionen erforderliche Tabellen regelmäßig zu verwalten.
Einschränkungen
Beschränkungen des nicht versionierten Datenmanagements:
- Sie können nur Simple Features bearbeiten: Punkte, Linien, Polygone, Annotationen und Beziehungen. Sie können keine Feature-Classes bearbeiten, die Teil einer Topologie, eines Versorgungsnetzes, einer Parcel-Fabric oder eines anderen Datasets mit erweiterten Funktionen sind.
- Da Sie die Datenquelle direkt bearbeiten, können Sie einzelne Änderungen nicht rückgängig machen oder wiederholen.
- Bei nicht versionierten Bearbeitungen erfolgt keine Konflikterkennung. Wenn ein Benutzer ein Feature aktualisiert und die Änderung speichert und ein anderer Benutzer dasselbe Feature aktualisiert und die Änderung speichert, wird die erste Aktualisierung von der zweiten überschrieben.
- Wenn mehrere Benutzer gleichzeitig Daten bearbeiten und ein Benutzer ein Feature bearbeitet, werden vom DBMS Sperren angewendet, um zu verhindern, dass andere Editoren gleichzeitig Bearbeitungen am gleichen Feature vornehmen.
Datenmanagement mit Versionierung
Die Enterprise-Geodatabase verwendet eine Versionierung, um Szenarien mit mehreren gleichzeitigen Benutzern und langen Transaktionen zu unterstützen. Durch eine Geodatabase wird das reguläre DBMS-Transaktionsmodell erweitert, indem gleichzeitig mehrere Datenbankzustände zugelassen werden. Diese werden als Versionen bezeichnet. Dies ermöglicht es mehreren Benutzern, dieselben Daten in der Geodatabase gleichzeitig zu bearbeiten, ohne Sperren anwenden oder Daten duplizieren zu müssen.
Editoren können in einer eigenen persönlichen Version der Geodatabase arbeiten, sodass andere Benutzer die unvollständige Arbeit nicht sehen. Außerdem können Editoren sich gegenseitig blockieren, damit andere keinen Zugriff auf die Daten erhalten.
Jede Version kann laufende Vorgänge darstellen, z. B. einen Entwurf oder eine Gruppe von Arbeitsaufträgen, die sich über mehrere Verbindungen und über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten erstrecken können. Sobald ein Editor seine Arbeit abgeschlossen hat, kann er die Änderungen wieder in die Parent-Version integrieren.
Beispiele für Workflows mit Versionen:
- Projekte, die eine Was-wäre-wenn-Analyse erfordern: Erstellen Sie einen Entwurf in einer separaten Version. Wenn der Entwurf genehmigt wird, können Sie diesen mit dem Rest der Datenbank zusammenführen. Wenn er nicht genehmigt wird, können Sie ihn verwerfen.
- Projekte mit speziellen Maßnahmen zur Qualitätssicherung: Erfassen Sie Änderungen an Daten, wie Massenimporte, in einer von anderen Datenbankbenutzern isolierten Version. Testen und genehmigen Sie Änderungen, bevor diese mit der veröffentlichten Version der Datenbank zusammengeführt werden.
- Projekte, die in funktionale oder geographische Einheiten unterteilt sind: Zum Beispiel kann ein Projekt für den Entwurf und Bau eines neuen Einkaufszentrums unterschiedliche Konstruktionsphasen aufweisen, die in einen Ost- und einen Westabschnitt oder aber nach Konstruktionsarbeiten unterteilt sind, etwa Bau des Gebäudes, Einbau der Versorgungsleitungen und gärtnerische Gestaltung. Jede Arbeitseinheit wird in einer eigenen Version ausgeführt, und bei Fertigstellung jeder Version wird diese in die veröffentlichte Version der Datenbank zurückgeschrieben.
- Projekte, die in einer vorgeschriebenen Abfolge von Phasen durchgeführt werden, wobei jede Phase vor dem Abschluss baulich, behördlich oder rechtlich genehmigt werden muss, bevor eine Phase als vollständig betrachtet wird: In den Workflows für solche Projekte kann jede Phase als separate Version verwaltet werden, z. B. ursprünglicher Entwurf, vorgeschlagene Version, genehmigte Version und Version für die Bauphase. Mit dem Fortschreiten des Projekts von Meilenstein zu Meilenstein wird jede Phase überprüft und genehmigt und anschließend mit der nächsten Version überschrieben, bis die letzte Phase erreicht und abgeschlossen ist.
- Projekte, die Wartungsteams vor Ort erfordern, um Daten mit Mobilgeräten zu aktualisieren: Editoren vor Ort können in eigenen Versionen arbeiten und Änderungen mit den Aktualisierungen zusammenführen, die von den Editoren im Büro vorgenommen wurden.
Jede Enterprise-Geodatabase weist eine Version mit der Bezeichnung "Default" auf. Im Gegensatz zu anderen Versionen ist die Default-Version immer vorhanden und kann nicht gelöscht werden. In den meisten Strategien zum Workflow entspricht sie der veröffentlichten Version der Datenbank und stellt den aktuellen Zustand des modellierten Systems dar. Sie verwalten und aktualisieren die Default-Version laufend, indem Sie die Änderungen aus anderen Versionen in diese zurückschreiben. Sie können die Default-Version wie jede andere Version auch direkt bearbeiten. Die Default-Version ist die Stammversion und der Vorgänger aller anderen Versionen.
Die Versionierung ermöglicht Flexibilität und Skalierbarkeit für Datenmanagement-Strategien. Es stehen zwei Versionierungstypen zur Verfügung, die sich jeweils für bestimmte Workflows und Bereitstellungsoptionen eignen.
In Szenarien mit Verzweigungsversionierung und Szenarien mit traditioneller Versionierung werden die Konfigurationen erläutert, die veranschaulichen, wie die Technologie der Versionierung in einer Organisation verwendet werden kann.