Verwenden von unterschiedlichen Richtungstypen

Sie können Feature-Vorlagen zum Erstellen von Linien mit Kursgleichen und anderen geodätischen Richtungstypen konfigurieren. Das Erstellen von Linien mit anderen Richtungstypen ist für das Werkzeug 2-Punkt-Linie 2-Punkt-Linie und das Werkzeug Polygonzug Polygonzug mit angegebenen Entfernungen und Richtungen aktiviert.

In ArcGIS Pro wird standardmäßig der Richtungstyp "Gitternetz" verwendet. Gitternetz-Richtungen werden für Koordinatengeometrie-Berechnungen (COGO-Berechnungen) auf einer projizierten zweidimensionalen planaren Oberfläche definiert. Für Linien mit relativ kleineren Entfernungen funktionieren Gitternetz-Richtungen gut. Richtungstypen, wie zum Beispiel "Kursgleiche" und "Geodätisch", werden für COGO-Berechnungen von sehr langen Linien auf der ellipsoidischen Erdoberfläche verwendet.

Bei Verwendung einer Domäne mit codierten Werten können die folgenden Richtungstypen aktiviert werden:

  • Gitternetz
  • Kursgleiche (auch als Loxodrome bezeichnet)
  • Vorwärts-geodätisch
  • Echtmittelwert
  • Rückwärts-geodätisch

Weitere Informationen zu den Richtungstypen finden Sie unten im Abschnitt zu den Richtungen von Kursgleichen und im Abschnitt zu den Richtungen "Vorwärts-geodätisch", "Rückwärts-geodätisch" und "Echtmittelwert".

Konfigurieren von Feature-Vorlagen für Richtungstypen

Sie können für Linien unterschiedliche Richtungstypen aktivieren, wenn sie ein Azimuth Type-Feld enthalten, das eine Domäne mit codierten Werten verwendet. Für eine Line-Feature-Class kann eine Feature-Vorlage für jeden Richtungstyp konfiguriert werden.

Weitere Informationen zu Vorlagen

Führen Sie diese Schritte aus, um eine Feature-Vorlage für jeden Richtungstyp in einer Line-Feature-Class zu konfigurieren:

  1. Erstellen Sie eine Domäne mit codierten Werten in einer Geodatabase für die fünf Richtungstypen. Sie können einen eigenen Domänennamen mit Beschreibung angeben, aber das Attribut Feldtyp der Domäne muss auf Long festgelegt sein.

    Fügen Sie codierte Werte für Gitternetz, Loxodrome/Kursgleiche, Vorwärts-geodätisch, Echtmittelwert und Rückwärts-geodätisch mit den folgenden Codes hinzu: 1 = Gitternetz, 2 = Loxodrome/Kursgleiche, 3 = Vorwärts-geodätisch, 4 = Echtmittelwert und 5 = Rückwärts-geodätisch.

    Hinweis:

    Die fünf Richtungstypen müssen den codierten Werten zugewiesen werden, wie in der folgenden Abbildung dargestellt. Die Beschreibungen der codierten Werte können variieren. Zum Beispiel müssen aber Gitternetz-Richtungen dem codierten Wert 1 und Echtmittelwert-Richtungen dem codierten Wert 4 zugewiesen werden.

    Domäne mit codierten Werten für Richtungstypen

  2. Fügen Sie ein Feld mit dem Namen AzimuthType zu den Line-Feature-Classes hinzu, die die Richtungstypen verwenden sollen.

    Der Feldname muss exakt als AzimuthType geschrieben und formatiert sein.

  3. Legen Sie Datentyp auf Long und Domäne auf PF_AzimuthType fest.

    Feld mit Domäne "PF_AzimuthType"

  4. Verwenden Sie das Geoverarbeitungswerkzeug COGO aktivieren, um COGO für eine Line-Feature-Class zu aktivieren.

    Für Line-Feature-Classes, die andere Richtungstypen verwenden, muss COGO aktiviert sein, damit Richtungen und Entfernungen in COGO-Feldern gespeichert werden können.

    Tipp:
    Line-Feature-Classes (Flurstückslinien und Verbindungslinien), die Teil der Parcel-Fabric sind, sind automatisch COGO-fähig.

  5. Wenn Sie eine Parcel Fabric verwenden und mit dem Werkzeug Flurstücke mit Anpassungsmethode der kleinsten Quadrate analysieren Anpassungen mit der Methode der kleinsten Quadrate ausführen, fügen Sie die folgenden Subtypes dem Feld MeasurementType in der AdjustmentLines-Analyse-Feature-Class hinzu: 5 = Geodätischer Azimut, 6 = Ellipsoid-Bogenabstand.

    Zum Hinzufügen von Subtypes klicken Sie im Bereich Katalog mit der rechten Maustaste auf die AdjustmentLines-Feature-Class, zeigen Sie auf Datendesign, und klicken Sie auf Subtypes. Wählen Sie in der Feldansicht das Feld MeasurementType aus, und klicken Sie auf der Registerkarte Subtypes auf Erstellen/Verwalten, um die neuen Messwert-Subtypes hinzuzufügen. Die beiden neuen Messwert-Subtypes müssen den codierten Werten zugewiesen werden, wie in der folgenden Abbildung dargestellt:

    Messwert-Subtypes

  6. Fügen Sie die Line-Feature-Class, die Richtungstypen verwendet, zur Karte hinzu. Wenn Sie mit Flurstückslinien oder Verbindungslinien in der Parcel-Fabric arbeiten, dann fügen Sie die Parcel-Fabric zur Karte hinzu.

    Um eine Line-Feature-Class oder Parcel-Fabric zur Karte hinzuzufügen, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und klicken dann auf Zu aktueller Karte hinzufügen oder auf Zu neuer Karte hinzufügen.

    Wenn Layer zur Karte hinzugefügt werden, werden Standard-Feature-Vorlagen für jeden Layer erstellt.

  7. Klicken Sie auf der Registerkarte Bearbeiten auf Erstellen Features erstellen, um den Bereich Features erstellen zu öffnen und die Standard-Feature-Vorlagen für die Layer in der Karte anzuzeigen.
  8. Klicken Sie im Bereich Features erstellen auf die Schaltfläche Vorlagen verwalten Vorlagen verwalten neben der Suchleiste, um eine neue Vorlage für den Linien-Layer zu bearbeiten und zu konfigurieren.
  9. Wählen Sie im Bereich Vorlagen verwalten den Linien-Layer aus, für den Sie eine Vorlage konfigurieren möchten.

    Im unteren Bereich wird die Standardvorlage angezeigt, die für den Linien-Layer erstellt wurde, als er zur Karte hinzugefügt wurde.

  10. Klicken Sie auf Eigenschaften, um die Standard-Feature-Vorlage zu bearbeiten und so zu konfigurieren, dass Linien mit einem anderen Richtungstyp, zum Beispiel Echtmittelwert, erstellt werden.
  11. Geben Sie auf der Registerkarte Allgemein im Dialogfeld Vorlageneigenschaften den Text True Mean Direction für die Echtmittelwert-Richtung im Textfeld Name ein.
  12. Zusätzlich können Sie Tags hinzufügen und eine Vorlagenbeschreibung, wie zum Beispiel Template for creating lines using true mean direction (Vorlage zum Erstellen von Linien mit Echtmittelwert-Richtung), eingeben.
  13. Deaktivieren Sie auf der Registerkarte Werkzeuge alle Werkzeuge außer Werkzeug "2-Punkt-Linie" 2-Punkt-Linie.
  14. Wählen Sie auf der Registerkarte Attribute den Richtungstyp "Echtmittelwert" in der Dropdown-Liste im Feld AzimuthType aus.
  15. Klicken Sie im Dialogfeld Vorlageneigenschaften auf OK, um die Vorlage zu erstellen.

    Wenn Sie den Linien-Layer im Bereich Vorlagen verwalten auswählen, wird im unteren Bereich die Vorlage "True Mean Direction" angezeigt.

  16. Erstellen Sie zusätzliche Vorlagen für die anderen Richtungstypen, die der ausgewählte Linien-Layer verwenden soll.

    Tipp:
    Klicken Sie auf Duplizieren, um eine Kopie der für den Richtungstyp "Echtmittelwert" erstellten Vorlage "True Mean Direction" zu erstellen. Stellen Sie sicher, dass im Dialogfeld Vorlageneigenschaften der Vorlagenname auf der Registerkarte Allgemein entsprechend aktualisiert ist, dass das Werkzeug "2-Punkt-Linie" 2-Punkt-Linie das einzige ausgewählte Werkzeug auf der Registerkarte Werkzeuge ist und dass das Attribut AzimuthType auf den richtigen Richtungstyp festgelegt ist.

Erstellen einer Linie anhand einer Feature-Vorlage für einen Richtungstyp

Stellen Sie vor dem Erstellen von Linien mit Richtungen und Entfernungen sicher, dass für das Projekt die richtigen Einheiten festgelegt sind. Führen Sie dann die folgenden Schritte aus:

  1. Klicken Sie auf der Registerkarte Bearbeiten auf Erstellen Features erstellen, um den Bereich Features erstellen zu öffnen.
  2. Wählen Sie unter dem Linien-Feature-Layer die Feature-Vorlage für einen Richtungstyp aus.

    Das einzige verfügbare Konstruktionswerkzeug ist das Werkzeug "2-Punkt-Linie" 2-Punkt-Linie.

  3. Klicken Sie auf einen Startpunkt auf der Karte oder fangen Sie ihn.
  4. Klicken Sie mit der rechten Maustaste, klicken Sie auf Richtung-Entfernung Richtung-Entfernung, und geben Sie eine Richtung und eine Entfernung ein.
  5. Geben Sie im Dialogfeld Richtung und Entfernung die Richtung der Linie im Textfeld Horizontal und die Entfernung im Textfeld Entfernung ein. Drücken Sie die Eingabetaste, um die Linie zu erstellen.

    Die Geometrie der berechneten Linie basiert auf dem verwendeten Richtungstyp. Zum Beispiel befindet sich der Endpunkt einer Linie, die mit der Feature-Vorlage für den Richtungstyp "Echtmittelwert" erstellt wurde, an einer anderen Position als eine Linie, die mit der Standard-Feature-Vorlage für Gitternetze erstellt wurde.

    Da die Linien mit den Richtungstypen "Kursgleich" und "Geodätisch" keine exakten Geraden sind, werden an der Linie interne Stützpunkte platziert, um den veränderlichen Pfad der Linie zu definieren.

    Tipp:
    Die Richtungs- und Entfernungswerte für die Linie werden in den COGO-Feldern Direction bzw. Distance der Linie gespeichert.

Erstellen einer Polygonzuglinie anhand einer Feature-Vorlage für einen Richtungstyp

Stellen Sie vor dem Erstellen eines Polygonzugs sicher, dass für das Projekt die richtigen Richtungs- und Entfernungseinheiten festgelegt sind. Stellen Sie außerdem sicher, dass die für das Projekt verwendeten Einheiten mit den in Ihrem Raumbezug verwendeten Einheiten identisch sind. Führen Sie dann die folgenden Schritte aus:

  1. Führen Sie diese Schritte aus, um mit der Eingabe eines Linienpolygonzugs zu beginnen.
  2. Klicken Sie nach dem Festlegen des Startpunkts des Polygonzugs im Polygonzuggitter auf die Dropdown-Liste für Vorlagen neben dem Feld Richtung, und wählen Sie eine Feature-Vorlage für einen Richtungstyp für den Polygonzug aus.

    Vorlage für Polygonzuglinien

  3. Setzen Sie die Eingabe der übrigen Polygonzuglinien fort. Achten Sie darauf, die richtige Feature-Vorlage für die übrigen Linien auszuwählen.

Richtungen von Kursgleichen

Kursgleichen (bzw. Loxodromen) haben die folgenden Merkmale:

  • Sie kreuzen Meridiane in exakt demselben Winkel.

    Meridiane sind kreisförmige Linien mit einem konstanten Längengrad auf der Erdoberfläche, die am Nord- und am Südpol enden.

  • Sie haben eine konstante Peilung. Die Peilung ändert sich nicht.
  • Die Peilung wird relativ zu geographisch (astronomisch) Nord gemessen.
  • Sie sind sowohl Meridiane als auch Breitengradlinien.
  • In der Mercator-Projektion sind sie gerade Linien.
  • Sie sind nicht die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.

Kursgleiche bzw. Loxodrome

Richtungen "Vorwärts-geodätisch", "Rückwärts-geodätisch" und "Echtmittelwert"

Die Richtungen "Vorwärts-geodätisch", "Rückwärts-geodätisch" und "Echtmittelwert" definieren Linien, die den kürzesten Pfad zwischen zwei Punkten auf einem Ellipsoid darstellen. Die Peilung des Linienpfades unterliegt einer konstanten Änderung.

"Vorwärts-geodätisch" ist die Peilung der Linie bezogen auf den Meridian am Anfang der Linie. "Rückwärts-geodätisch" ist die Peilung der Linie bezogen auf den Meridian am Ende der Linie. "Echtmittelwert" ist die Peilung der Linie an ihrem Mittelpunkt, also auf halber Strecke zwischen den Peilungen "Vorwärts-geodätisch" und "Rückwärts-geodätisch".

Beim Definieren von Flurstücksgrenzen werden geodätische Richtungen in der Regel für sehr lange Flurstückslinien reserviert.

Richtungen "Vorwärts-geodätisch", "Rückwärts-geodätisch" und "Echtmittelwert"